Andreas Dirks und die Marinemalerei im Künstler-Club Sankt Lucas
Seit den dramatisch inszenierten Seestücken des Andreas Achenbach (1815-1910) stand die Marinemalerei in der Düsseldorfer Malerschule hoch im Kurs. So war es ein großes Lob, als Wilhelm Schäfer im Jahr 1900 in der Zeitschrift „Die Rheinlande“ den 34-jährigen Sylter Maler Andreas Dirks als einen würdigen, modernen Nachfolger des berühmten Achenbach mit folgenden Worten vorstellte: „In beiden Dingen ist Dirks, der junge Andreas, anders: weder heroisch, noch romantisch. Wenn er von seinem Sylt hinauszog, wollte er sein Handwerk lernen, weiter nichts. Was er malen konnte, trug er als unverlöschliche Anschauung seiner Jugend in sich: die Landschaft und das Meer seiner Heimat. Dadurch, dass er niemals etwas anderes malte, blieb er einfach, fast herzlich. Er fühlte das Meer nicht wie eine fremde unheimliche Macht, sondern als vertrautes Lebenselement.“
Dirks beteiligte sich nicht an den Mappen des Künstler-Clubs Sankt Lucas. Mit Marinedarstellungen waren in diesen lediglich der heute nahezu in Vergessenheit geratene Gustav Wendling (1862-1932) und Eugen Kampf mit sehr stimmungsvollen Arbeiten vertreten.
Hauptmotiv des „Abends am Hafen“ ist der rege Schifffahrtsverkehr mit Segelbooten und einem Dampfschiff vor einem dicht bebauten Küstenstreifen im Hintergrund rechts. Das aufgewühlte Meer, Boote mit skizzenhaft angedeuteten Besatzungen und die dichten Wolken des vereinzelt hellblau schimmernden Himmels sind in vielfältigen Nuancen graubraun bis hellbeige gefärbt. Das eingeschränkte Kolorit erinnert an die fast monochromen Seelandschaften der niederländischen Maler Jan van Goyen und Salomon van Ruysdael, die Dirks sicherlich kannte.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Trotz der detailreichen Schilderung ist das Küstenstädtchen, das Dirks in dem Bild mit dem Titel „Hafeneinfahrt“ malte, nicht konkret bestimmbar. Zwar ähnelt das im Mittelgrund hinter den Häusern hoch aufragende schmale Gebäude mit Spitzdach auffallend dem spätgotischen Westturm der St. Severin-Kirche von Keitum, doch ist die von Dirks dargestellte architektonische Situation mit der Topographie des Ortes am Wattenmeer nicht vereinbar. Ähnliche Kirchtürme lassen sich auch auf Föhr und dem friesischen Festland Richtung Niederlande finden.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Das Gemälde „Am alten Schiffskanal“ ist eine frühe Arbeit von Andreas Dirks. Die herbstlich gestimmte, maritime Dorflandschaft am späten Nachmittag ist mit blaugrauen und brauntonigen Farben naturalistisch erfasst. Trotz zahlreicher Details und der realistischen Anmutung ist auch dieser Schiffkanal weder auf Sylt noch an einem anderen Ort entlang der Küste topografisch zu verorten.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
In dem Gemälde „Segelboote auf hoher See“ vermittelt Andreas Dirks dem Betrachter überzeugend die unmittelbare Erfahrung der Naturelemente bei einer Bootsfahrt auf hoher See. Durch die Erschließung der Nordsee und der Insel Sylt als Touristenziel mit regelmäßigen Eisenbahn- und Fährverbindungen am Ende des 19. Jahrhunderts ist die Nachfrage von erholungssuchenden Städtern nach „Erinnerungsbildern“ wie diesem groß gewesen.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Auch das Gemälde „Segelboote an der Küste“ zeigt den für Dirks typischen skizzenhaften Malstil in impressionistischer Farbgebung, wobei hier kühle Blau- und Grüntöne dominieren. Dirks‘ Lehrer Eugène Dücker hatte das Thema der Marinelandschaft an der Düsseldorfer Kunstakademie mit regelmäßigen Studienfahrten an die Ost- und Nordsee gefördert. Zwischen 1873 und 1891 hielt sich Dücker siebenmal auf Sylt auf, u. a. wurde er von seinen Schülern Max Clarenbach, German Grobe und Andreas Dirks begleitet. Dirks sollte dem Thema Zeit seines Lebens treu bleiben.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung