August von Wille (1828–1887) – Malerei zwischen Spätromantik und Realismus
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 17 Gemälden August von Willes - Porträts, Landschaften und Nachtstücke ebenso wie Darstellungen von Burgruinen, einsamen Kirchen und Klöstern und Zecherbilder. Eine Spezialität des Künstlers waren stimmungsvolle Landschaften im Mondschein, ein Thema, zu dem er durch die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts inspiriert wurde. Dominieren anfangs noch Rheinlandschaften mit nächtlichen Bootsfahrten, malte August von Wille in seinen späten Jahren bevorzugt Zecher vor den Kulissen von Bacharach und Trier im Mondlicht. Mit diesen Bildern weist er sich als ein Vertreter der Spätromantik am Rhein aus. Mehr als 530 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken sind heute insgesamt von August von Wille bekannt.
Die breit angelegte Landschaftsstudie entstand 1853 in August von Willes letztem Studienjahr an der Düsseldorfer Kunstakademie. Der Blick führt vom Grafenberg, einem bewaldeten Höhenzug östlich von Düsseldorf im Stadtteil Gerresheim, in das weite Rheintal.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Das Selbstbildnis im ovalen Rahmen malte August von Wille als 20jähriger Student während seiner Ausbildungszeit zum Landschaftsmaler an der Düsseldorfer Kunstakademie.
Das Bild ist nicht signiert, wurde aber von dessen Sohn Fritz handschriftlich bezüglich Authentizität und Datierung auf der Rückseite bestätigt.
Leihgeber:Bitburg, Haus Beda
Höhe:47,0 cm
Breite:38,0 cm
Das Gemälde eröffnet den Blick in einen hohen Wohnraum, der als Künstleratelier genutzt wird. In dem links im Hintergrund anschließenden Alkoven steht ein breites, hohes Himmelbett. Der vor der Staffelei sitzende Herr ist ohne Zweifel August von Wille selbst. Möglicherweise handelt es sich bei der als Rückenfigur dargestellten Dame um Clara von Böttcher, seine spätere Frau, doch wirklich sicher ist das nicht; denn von Clara ist kein Porträt überliefert.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Den Auftrag für die Porträts von Hermann Kemp (1827–1897) und seine Frau Maria (1850–1908) erhielt August von Wille 1871. Das Paar war seit 1869 verheiratet. Beide Bilder sind in ovale Rahmen eingefasst, bei denen es sich noch um die Originalrahmen handelt. Von Wille signierte und datierte nur das Porträt von Hermann Kemp.
Leihgeber:Privatbesitz
Höhe:62,0 cm
Breite:50,0 cm
Hermann und Maria Kemp besaßen ein alteingesessenes Textil- und Pelzgeschäft in Bonn, das ein weit über Bonn hinaus geschätztes Modehaus war. Die Gründung der Firma war bereits 1792 durch Hermann Kemps Großvater erfolgt. Zum Kundenstamm gehörten u. a. der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, der als nachmaliger 99-Tage-Kaiser Friedrich III. in die Geschichte einging, sowie Angehörige des rheinischen Adels und der feinen Bonner Gesellschaft.
Leihgeber:Privatbesitz
Höhe:62,0 cm
Breite:50,0 cm
Ein Sturm hat einen Baum mitsamt seiner Wurzel aus dem Boden gerissen. Vor seinem steil aufragenden Wurzelstock hat sich eine fünfköpfige Familie niedergelassen, um zu rasten, doch am bewölkten Himmel bilden sich die ersten Regenwolken.
Als Vorlage für dieses Ölgemälde diente von Wille eine bereits im Jahr 1849 entstandene, kolorierte Landschaftsstudie bei Elmarshausen, einem kleinen Weiler nördlich von Kassel. Diese Federzeichnung enthält zwar keine Figurenstaffage, zeigt aber nahezu dieselbe Geländeformation und den gleichen mächtigen Baum mit seinem hoch aufragenden Wurzelwerk. Das Ölgemälde „Bei der Rast“ ist drei Jahre nach der Zeichnung entstanden.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:67,0 cm
Breite:86,0 cm
Schloss- und Burgarchitekturen gehören zu den bevorzugten Motiven August von Willes, die er meistens in der Dämmerung oder bei Nacht wiedergab. Eher selten malt er das Sujet bei Sonnenschein wie im vorliegenden Gemälde. Es ist ein beschauliches Bild, das dem Betrachter eine friedliche und ruhige Naturstimmung vermittelt.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:50,0 cm
Breite:70,0 cm
Herausragend unter den Nachtbildern August von Willes ist die Darstellung vom Brand des Düsseldorfer Schlosses in der Nacht vom 19. auf den 20. März 1872, von der es – neben der hier ausgestellten Fassung aus dem Stadtmuseum Düsseldorf – noch eine kleinere Fassung in der Stiftung Sammlung Volmer in Wuppertal gibt. Wahrscheinlich hat August von Wille das historische Ereignis vor Ort als Zeitzeuge wahrgenommen.
Leihgeber:Düsseldorf, Stadtmuseum
Höhe:44,0 cm
Breite:58,5 cm
Veduten, Turmansichten und Ruinen von Burgen oder Kapellen im Abendlicht oder bei Nacht übten auf August von Wille schon früh einen besonderen Reiz aus. Erste Zeichnungen und Ölgemälde mit diesen Motiven entstanden während seiner Ausbildung in Kassel und Düsseldorf. Auch in seinem späten Werk griff von Wille die Themen wieder auf. Er malte überwiegend idealisierte Landschaften und Burgen, ließ sich aber auch von realen Gegebenheiten inspirieren. So zeigt das hier ausgestellte Bild die Schildmauer der Burg Rheinfels bei St. Goar von Südwesten, wie Dr. Irene Haberland in jüngster Zeit herausfinden konnte.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:39,5 cm
Breite:55,0 cm
Dunkel hebt sich der hoch aufragende, runde Bergfried aus der Ruine der Godesburg vom mondbeschienenen Nachthimmel im Hintergrund ab. Winzig klein erscheint ein Liebespaar auf dem Fußweg im Vordergrund. Ein schiefer Grabstein steht am Wegesrand. Thema dieses spätromantischen Bildes ist die Endlichkeit des menschlichen Seins. Mehrmals und aus verschiedenen Perspektiven hat August von Wille die Godesburg oberhalb Bonns mit Feder oder Grafit gezeichnet, bevor dieses stimmungsvolle Spätwerk entstand.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:60,0 cm
Breite:40,5 cm
Das 1870 datierte Ölgemälde trägt den Titel „Ansicht von Barmen“ und zeigt den heutigen Stadtteil von Wuppertal im Bildhintergrund. Die Industriebauten mit den rauchenden Schloten als Zeichen der blühenden Wirtschaft dominieren den Blick auf die Stadt. Links im Vordergrund ist eine Jagdgesellschaft mit ihren Hunden dargestellt. Wahrscheinlich handelt es sich um Mitglieder der Familie von Merklinghaus, die zu dieser Zeit das dortige Jagdrecht besaß.
Leihgeber:Bonn, LVR-LandesMuseum
Höhe:92,0 cm
Breite:120,0 cm
Vor der nächtlichen Kulisse eines Wasserschlosses hat sich eine vornehme Gesellschaft in mehrere Boote begeben, um eine festliche Abendausfahrt zu unternehmen. Der Mond ist eben aufgegangen. Die Kleidung der Figuren und die Ausstattung der Boote lassen die romantische Szene im 17. Jahrhundert verorten.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:67,0 cm
Breite:87,0 cm
In der Düsseldorfer Malerschule erfreute sich das Drachenfelsmotiv im Siebengebirge großer Beliebtheit. U. a. schufen Johann Wilhelm Schirmer und Caspar Scheuren mehrere Ansichten von der Landschaft.
Das von der aktuellen Forschung um das Jahr 1878 datierte Gemälde in der Bonner Sammlung RheinRomantik zeigt den Blick vom linksrheinischen Ufer aus auf das Siebengebirge. Der Vollmond verbreitet sein bläulich-silbernes Licht über den teilweise mit Wolkenbändern bedeckten Nachthimmel, den ruhig dahinfließenden Rhein und den steil aufragenden Drachenfels. Ein im Bildvordergrund vorüberziehender Kahn ist mit einer fröhlichen Hochzeitsgesellschaft besetzt.
Leihgeber:Bonn, Sammlung RheinRomantik
Höhe:61,0 cm
Breite:81,0 cm
Von einem etwas erhöhten Standpunkt aus zeigt August von Wille den Blick in die Trierer Glockenstraße, die im Vordergrund die ganze Bildbreite beansprucht. Der beflaggte Turm der katholische St. Gangolf-Kirche ragt hoch in den Nachthimmel auf. Die fröhlichen Zecher haben zu dieser späten Stunde das Gasthaus „Zur Krim“ verlassen, ein stadtbekanntes Weinlokal.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:52,0 cm
Breite:63,5 cm
August von Wille malte in seinen letzten Lebensjahren mit Vorliebe Ansichten von verwinkelten Städtchen oder Straßenzügen an Rhein und Mosel. Er legte in den Bildern großen Wert auf die Wiedergabe der pittoresken Fachwerkhäuser und auf das besondere Licht im Mondschein. Die drei Zecher in dieser Szene haben als letzte Gäste die Weinstube „Zum Golden Anker“ verlassen.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:55,0 cm
Breite:47,0 cm
Die Szene mit der Anlieferung eines großen Weinfasses in einem nächtlichen Klosterhof ist reich an Erzählung. Auch das Mönchsthema der „vita activa et contemplativa“ ist zu erkennen, wenn man die im Hof agierenden Klosterbrüder mit dem Mönch vergleicht, der im Bildhintergrund sinnierend in die Weite der nächtlichen Landschaft schaut.
1874 fertigte von Wille eine Zeichnung vom Innenhof der Abtei Rommersdorf bei Koblenz an, dessen Architektur in Teilen der des nächtlichen Klosterhofes entspricht. Auch das Ölgemälde ist wahrscheinlich in dieser Zeit entstanden.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:86,0 cm
Breite:115,0 cm
Bei der einsamen Waldkapelle mit dem verlassenen Friedhof handelt es sich um die „Noth-Gottes-Kirche“ des Zisterzienserklosters in Eibingen bei Rüdesheim im Rheingau, die August von Wille mehrmals während seiner Malerreisen besuchte. Das pittoreske Motiv und das Fehlen jeglicher Staffage unterstreichen die ruhige, kontemplative Stimmung des Werkes.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Höhe:78,0 cm
Breite:94,5 cm