Bildnismalerei im Schadow-Kreis
Für Wilhelm von Schadow war die Porträtmalerei von großer Bedeutung; denn im Erstellen eines über das bloße Abbild hinausgehenden Bildnisses sah er die Grundlage der vielfigurigen Historienmalerei. So mussten sich seine Schüler grundsätzlich mit der Porträtmalerei befassen, auch wenn sie später andere Wege - z. B. als Landschaftsmaler - gehen sollten.
Schadow selbst war ein hervorragender Porträtist. Neben ihm waren beim wohlhabenden Bürgertum vor allem Eduard Bendemann und Carl Ferdinand Sohn als Porträtmaler sehr gefragt. Auch malten sich die Künstler immer wieder gegenseitig oder stellten sich im Kreis ihrer Freunde und Familien dar.
Das kraftvolle und lebendige Bildnis einer Mutter in biedermeierlich vornehmem Kleid mit zwei Kindern ist ein typisches Beispiel für die Porträtkunst Leutzes und generell der Familien- und Kinderbildnisse im Schadow-Kreis.
Über die Identität der Dargestellten kann man nur Vermutungen anstellen, denn das Bild entstand vor Leutzes Heirat mit Juliane Lottner 1845 und der eigenen Familiengründung. Bei dem Jungen im Vordergrund handelt es sich zweifelsfrei um den siebenjährigen Eduard Rudolf Mayer aus Leutzes Verwandtschaft in Göppingen. Danach müsste es sich bei der Dame um Katharina Mayer handeln, verheiratet mit Eduard Mayer. Der zweite Junge bleibt allerdings bislang unidentifiziert.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Einfache Natürlichkeit, nicht herrschaftlicher Auftritt, kennzeichnen das Porträt der jungen Unbekannten. Der etwas skizzenhafte Blumenzweig in ihrer rechten Hand zeigt eine Nelke und den Knospen nach Rosen, was auf eine private Beziehung zu einem männlichen Pendantbild schließen lässt, das aber nicht überliefert ist; denn der Rosenzweig gilt als Sinnbild inniger Zuneigung.
Bildnisse gehörten für Schadow und seine Schule zur elementaren Künstlerausbildung und standen nicht zuletzt für die enge persönliche, oft verwandtschaftliche Verbindung der Künstler untereinander.
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Das Bildnis der unbekannten Dame vorgerückten Alters zeigt, dass C. F. Sohn mit der Porträtmalerei der Renaissance, des Barock und der biedermeierlichen Epoche vertraut war. Die Dame trägt ein glänzendes, schwarzes Kleid und eine Spitzenhaube. Mit den Händen hält sie ein duftiges weißes Spitzentuch. Das von zeittypischen Korkenzieherlocken gerahmte rundliche Gesicht ist sensibel erfasst, und die Augen blicken freundlich dem Betrachter entgegen.
Die brillante Wiedergabe der unterschiedlichen Stoffe vom schweren Vorhang im Hintergrund bis zur zarten Spitze und die einfühlsame Darstellung der individuellen Persönlichkeit lassen nachvollziehen, warum Carl Ferdinand Sohn gerade in der Damenwelt besonders erfolgreich war.
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