Bildnismalerei – privat oder offiziell?
Neben Einzelporträts von Männern und Frauen zählten auch Gruppenbildnisse und Bildnisfolgen, wie z. B. die Komponisten-Serie von Gustav Adolph Köttgen, zu den Aufgaben der Porträtmaler. Diese waren überwiegend für den privaten Wohnbereich bestimmt, konnten aber auch öffentliche Gebäude schmücken.
Erst nach dem Ende der Schadow-Zeit, ab den 1870er Jahren, verlor die Bildnismalerei zunehmend an Bedeutung, da sich die Fotografie mehr und mehr durchsetzte.
Kurz nach der Jahrhundertmitte malte Gustav Adolf Köttgen eine Reihe von zehn Komponisten-Porträts, die immer im Besitz der Familie des Künstlers geblieben sind und 2015 von der Dr. Axe-Stiftung übernommen werden konnten. Für wen oder welchen Anlass er die Komponisten malte, ist nicht bekannt.
Das Brustporträt zeigt Mozart im Alter von etwa 25 Jahren zum rechten Bildrand ausgerichtet mit einer weißen Perücke, die im Nacken zu einem Zopf gebunden ist. Bekleidet ist der Komponist mit einer braunen Jacke, einem weißen Rüschenhemd und einem weißen Halstuch.
Welches der zahlreichen Mozart-Porträts Köttgen als Vorlage für das Ovalbild diente, ist nicht mit Sicherheit zu sagen.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Das Brustporträt zeigt den deutsch-britischen Komponisten in der Mode seiner Zeit mit einer roten Jacke, die aufwendig mit Brokatbordüren bestickt ist, einer Weste und einem weißen Rüschenhemd. Auf dem Kopf trägt er eine weiße, lang ondulierte Perücke.
Vorbildlich für G. A. Köttgen war wohl das repräsentative Händel-Porträt von Thomas Hudson (1701-1779) aus dem Jahr 1741, das sich heute im Besitz der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindet.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Auch das Brustporträt des Komponisten Robert Schumann ist nach rechts ausgerichtet. Das dunkle Haar des Dargestellten ist glatt gekämmt. Die Kleidung besteht aus einer dunkelbraunen Jacke, schwarzen Weste, einem schwarzen Tuch und einem weißen Hemd.
Robert Schumann war von 1850 bis 1854 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Hier komponierte 1850 u. a. seine 3. Sinfonie in Es-Dur, die sogenannte "Rheinische". Es ist nicht auszuschließen, dass sich Köttgen und Robert Schumann persönlich begegnet sind. Das Porträt geht aber vermutlich auf eine Daguerreotypie oder seitenverkehrte Lithographie zurück, da Schumann seine Haare rechts scheitelte (freundlicher Hinweis von Dr. Thomas Synofzik, Robert-Schumann-Haus Zwickau).
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Die Sorge um die kranke Mutter ist das zentrale Thema dieses Gruppenbildes. In einer biedermeierlichen Wohnstube mit Ofen links, Bücherschrank und Tischchen mit Wasserkaraffe, Glas und Medizinfläschchen rechts, hat sich eine Familie um die geschwächte Mutter versammelt. Während der Vater im Hausmantel den Puls der Kranken fühlt, reicht das rechts stehende Mädchen einen Löffel mit Medizin. Zwei junge Männer stehen mit ernster Miene links von der zentralen Gruppe.
Das Bild ist seit 1994 in der Fachwelt bekannt. Die dargestellte Familie ist heute nicht mehr zu identifizieren.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Die junge Frau hat ihr schönes Haar in einer Biedermeier-Frisur sorgsam gescheitelt, an den Schläfen voluminös gewellt und am Hinterkopf zu einem Flechtkranz arrangiert. Hierdurch kommt ihr langer, tropfenförmiger Ohrschmuck besonders zur Geltung.
Der Maler benutzt zur Charakterisierung der Dargestellten traditionelle Bildelemente, wie den Vorhang und den Landschaftsausschnitt. Konventionell ist auch die leichte Kopfneigung, die weibliche Anpassung versinnbildlicht und in männlichen Porträts dieser Zeit undenkbar wäre. Bildbestimmend ist die Schönheit der Frau, die möglicherweise der Familie des Künstlers angehörte.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung