Fluss- und Wasserlandschaften
Studienausflüge in die nähere Umgebung gehörten für die Schüler der Landschaftsklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie von Beginn an zum Lehrplan. Oft fand man sich in kleinen Gruppen zusammen und erkundete die Ufer des Rheins oder der Erft zu verschiedenen Jahres- oder Tageszeiten. Es entstanden stimmungsvolle und topografisch teils sehr genaue Ansichten von der flachen Landschaft, die mit ihren Wasserläufen, Feldern und Wiesen, hohen Pappeln und markanten Kopfweiden den Künstlern ein reiches Motivrepertoire bot. Als 1907/08 die progressive Künstlervereinigung Niederrhein gegründet wurde, war deren Benennung sicherlich auch Ausdruck der Verbundenheit der Düsseldorfer Künstler mit der Region.
Die Fluss- und Wasserlandschaften von Ophey, Champion, Clarenbach, Deusser, Kohlschein und te Peerdt dokumentieren die stilistische Bandbreite der Düsseldorfer Malerschule um 1900.
In seiner mit „Hamm“ bezeichneten Bleistiftzeichnung schildert der Künstler das noch heute von Feldern umgebene Örtchen im Süden Düsseldorfs. Mehr als die untere Bildhälfte wird von dem Kohlfeld, dem „Kappes“, eingenommen. Im Vordergrund sind die Ackerfrüchte als runde Strukturen erkennbar, wobei ihre verschlungenen Linien an die sich überlagernden Anfangsbuchstaben von Opheys Signatur "WO" erinnern.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Den „Bachlauf am Abend“ malte Walter Ophey während seiner Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie, noch bevor er sich mit Eintritt in die Malklasse von Eugène Dücker explizit für die Landschaftsmalerei entscheiden sollte. Das Motiv fand er vermutlich in der Umgebung von Eupen. Die Farbe ist an manchen Stellen so dünn aufgetragen, dass die Leinwand sichtbar bleibt. Trotz der skizzenhaften Erfassung der Landschaft gelang es Ophey, die abendliche Stimmung am Bachlauf einzufangen.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Schon während der Zeit in der Dücker-Klasse begann Ophey, sich von der realistischen Wiedergabe der Landschaft zu lösen. Der Pinselstrich wird gröber und skizzenhafter. Kunstvoll vermittelt links im Bild die Reflexion des Baumes zwischen Himmel, Landschaft und Flusslauf. Leuchtendes Grün dominiert die Farbgebung, warmes Braun und Blauviolett tragen zur Imagination der stimmungsvollen Atmosphäre bei.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Die sommerliche Flusslandschaft ist vermutlich zu Akademiezeiten entstanden. Ophey traf sich mit anderen Dücker-Schülern regelmäßig zum Malen in der Natur, hier wohl nördlich von Düsseldorf am Niederrhein. Die Komposition zeigt traditionell akademische Charakteristiken wie den Abschluss durch hohe Bäume am linken und rechten Bildrand, den in die Bildtiefe führenden schmalen Fluss sowie reizvolle Komplementärkontraste von Rotbraun und Grün.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Bilder mit Kopfweiden sind charakteristisch für die frühen Landschaften Walter Opheys. Von Beginn an faszinierte ihn der knorrige Wuchs der Bäume. Eine naturalistische Wiedergabe war dabei zu keiner Zeit sein Ansinnen. In ihrer Formation wirken die Bäume wie Tänzer eines Balletts, das die Bildfläche rhythmisiert. Nicht die Farbe, sondern das Experimentieren mit den Formen war für Ophey in diesem Bild entscheidend.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Das kleine Format und die Einstichlöcher in den Ecken sind Hinweise darauf, dass Kohlschein die „Kopfweiden am Bachlauf“ als Freilichtstudie vor Ort angefertigt hat. Die stimmungsvolle herbstliche Szene wurde mit kurzen, pastos gesetzten Pinselstrichen überwiegend in Grün- und Brauntönen ausgeführt.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Im Laufe der Studienzeit wurde die Pinselführung Walter Opheys freier und mitunter auch breiter. In kurzen, breiten Pinselstrichen trug Ophey in diesem Bild die Farbe auf. Die reduzierte Farbigkeit in Grün, Braun und Ocker, ergänzt von hellem Blau und Grau, sowie der unkonventionelle Malstil deuten darauf hin, dass es als Studie vor Ort im Freien entstanden ist.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Diese auf 1877 datierte Landschaft mit Fischern entstand in einer Zeit, in der die Landschaftsmalerei im Werk von Ernst te Peerdt in den Vordergrund trat. Es zeigt impressionistische Anklänge, die später zu dessen Ansehen als Pionier des deutschen Impressionismus führen sollten. Der Künstler fängt das goldene Nachmittagslicht meisterhaft ein, Verwehungen des Windes verdeutlicht er durch dynamische Strukturen im Uferbewuchs.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Clarenbach gestaltete das Gemälde in einer traditionellen Komposition: Wie bei den alten niederländischen Meistern nimmt der Himmel mehr als zwei Drittel der Bildfläche ein, und die darunter liegende Landschaft entwickelt sich räumlich von einem braunen Vordergrund in einen grünen Mittelgrund. Bewegung und Spontaneität kennzeichnen die stilistische Ausführung, die Feinmalerei der Alten Meister ist überwunden.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Anfang des 20. Jahrhunderts lebte Deusser am Rhein, zunächst in Kleve und von 1906 bis 1912 in Monheim. In dieser Zeit ist das Gemälde „Raddampfer auf dem Rhein“ entstanden, das auffällig tektonisch mit waagerechten und senkrechten Kompositionslinien auf annähernd quadratischem Format komponiert ist. Klara Drenker-Nagels zufolge könnte der Gebäudekomplex mit den zinnoberroten Walmdächern möglicherweise den Gutshof Cohnenhof aus dem 18. Jahrhundert in Köln-Langel wiedergeben.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Auf dem Wiesenstreifen vorn steht eine schmale, nach links gerichtete Figur zwischen einer Reihe dürrer, spärlich belaubter Bäume. Hinter der Wiese sind die schlanken Laubbäume, die die Rheinallee beidseitig säumen, zu erkennen. Den einzigen Farbakzent des Gemäldes setzt das rot gekleidete Kind in der linken Bildhälfte. Die kleinformatige Arbeit ist typisch für Champions Spätstil. In dieser Zeit zeigen manche seiner Bilder surrealistische Anklänge.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
1923 malt Theo Champion vom Heerdter Rheinufer den Blick über den Fluss auf die rechtsrheinische Halbinsel Lausward mit den Bauten des alten Industriehafens. Rechts sind die Rundbögen und Sicherungstürme der Hammer Eisenbahnbrücken auszumachen, die seit 1870 bzw. 1911 als Zwillingsbrücken Düsseldorf-Hamm und Neuss miteinander verbanden. Das Gemälde ist typisch für Champions Stil der 1920er-Jahren. Wie andere Mitglieder des Jungen Rheinland nahm der Künstler Zeichen der Industrialisierung in die Darstellung auf, allerdings ohne sozialkritischen Akzent.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Die „Erftlandschaft“ wurde von Ophey in ihrer Komposition in Anlehnung an seinen Lehrer Eugène Dücker und seinen Mitstudenten Max Clarenbach sehr klar durch waagerechte und senkrechte Linien strukturiert. Doch kippte Ophey die Bäume etwas nach rechts und gab dem mittleren Stamm am gegenüberliegenden Ufer einen leichten Knick, sodass das strenge System reizvoll rhythmisiert wurde. Die tonale Farbigkeit verleiht dem Bild eine herbstliche Stimmung.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Der „Januartag“ fügt sich mit der atmosphärischen Wiedergabe des grauen Winterlichtes in die Dücker-Schule ein. Charakteristisch für Ophey und „modern“ ist die strenge Geometrisierung der Komposition. Ophey stellte das Bild in der Ausstellung der Künstlervereinigung Niederrhein, bei der er Mitglied war, 1909 in der Düsseldorfer Kunsthalle aus.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
In dem Gemälde „Winter an der Erft“ führt der schmale Fluss vom unteren Bildrand aus in einem Rechtsschwung in die Bildmitte, wo er sich hinter Kopfweiden verliert. Kein Sonnenstrahl dringt durch den grau-verhangenen Himmel. Trüb und still wirkt der hier dargestellte Tag.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung
Mit seinen stimmungsvollen Winterbildern mit Ansichten von der Erft oder vom Niederrhein wird der Name Clarenbach bis heute in der Kunstwelt verbunden. Oft spiegeln sich in diesen frühen, zumeist vor der Reise nach Paris entstandenen Gemälden markante Kopfweiden auf ruhigen Wasserflächen im unteren Bildbereich wider. Offensichtlich zeigt Clarenbach in diesem Bild eine Ansicht von Wittlaer, wo der Künstler seit 1908 ein eigenes Atelierhaus unterhielt.
Leihgeber:
In der „Winterlandschaft mit Vollmond“ verband Kohlschein zwei Düsseldorfer Motive: die um 1900 aufkommende winterliche Niederrheinlandschaft mit den charakteristischen Kopfweiden und die traditionelle Flusslandschaft im Mondschein. Kohlschein löste die Lokalfarbe durch breite, mosaikartig nebeneinander gesetzte Farbstriche auf. Farbakzent und Blickpunkt ist der tief stehende gelbe Vollmond. Auf eine romantisch-poetische Spiegelung des Mondlichts im Wasser verzichtete Kohlschein jedoch.
Eigentümer:Dr. Axe-Stiftung